Alle Lebewesen leben in einer gegenseitigen Wechselwirkung zueinander. Die Stimmung des Einen hat Auswirkungen auf die Gemütslage des Anderen. Herrscht ein Gefühl der Hilflosigkeit, so überträgt sich dieses oft auf ein weiteres Familienmitglied.
Der Blick auf eine Gruppe erschwert die Einschätzung von Stärken und Schwächen einzelner Gruppenmitglieder. In einem Familiensystem kann die Dominanz einer Person zur Hoffnungs- und Ausweglosigkeit bei einer anderen führen.
In der Systemischen Arbeit werden die existierenden Ressourcen eines Klienten hervorgehoben und sollen gezielt gestärkt werden. Es wird ein Weg gesucht, wie das eigene Potential erkannt und gelebt werden kann. Die Selbstwahrnehmung wird verbessert, damit die im Alltag gelebte gegenseitige Wechselwirkung fortan nicht mehr hinderlich für die eigene Zielerreichung ist.
Der Einfluss eines Partners, der Geschwister oder der Eltern auf die eigenen Handlungsentscheidungen können stärken und in vielen Situationen sehr wichtig sein. Ein mutiger großer Bruder dient der Orientierung und kann eigene Kräfte mobilisieren. Seine Übermacht kann aber auch dazu führen, dass die eigene Stärke nie wahrgenommen wird.
Daher kann die Wechselwirkung auch die eigenen Prozesse unterdrücken. Die Hilflosigkeit der eigenen Eltern mag beispielsweise einen Umzug zu dem eigenen Partner hinauszögern oder verhindern. Damit könnte der Weg zu andauernden Partnerschaftsproblemen geebnet worden sein. Die Angst der Oma kann sich auf den Enkel übertragen oder ein mangelndes Selbstbewusstsein eines Zwillings führt dazu, dass auch der andere Zwilling sich der Führerscheinprüfung entzieht.
Welche Wechselwirkung innerhalb eines Familiensystems auch existiert, sie sind mannigfaltig und gerade deshalb manchmal mit dem Verstand nicht greifbar. Oft werden Gleichnisse wie „Das ist typisch für dich, du bist ja auch ein Skorpion wie dein Vater.“ verwendet. Hinter diesen Sätzen steckt mehr, als mit dem bloßen Auge erkennbar ist. Dennoch ist die Frage, ob es um eine Übertragung der Energien zwischen Vater und Kind geht oder ob nicht in der Person, die eine Schwierigkeit mit beiden hat, die Ursache zu finden ist.